DIE ZUKUNFT WIRD HEUTE GESTALT
inne halten – wahr nehmen – gestalten
Tagung der Gestaltpädagogischen Vereinigung (GPV) e.V.
vom 12.-14. 9. 2003
in Hannover
in Zusammenarbeit mit dem Stephansstift,
Zentrum für Erwachsenenbildung
Dokumentation eines Angebots von Uscha Foster
Dokumentation der Arbeit im Workshop |
Integrierender und fördernder Unterricht in heterogenen Gruppen |
1. Beschreibung der Ziele |
Im Workshop sollten in Anlehnung an ein früheres transnationales Fortbildungskonzept gestaltpädagogische Prinzipien und Methoden im Umgang mit heterogenen Gruppen kennen gelernt werden. Dabei ging es um das Wahrnehmen und Verstehen von eigenen Gefühlen und Handlungsimpulsen in ihrer Bedingtheit durch biografische und kulturelle Gegebenheiten. Die Teilnehmerinnen, Teilnehmer sollten exemplarisch die Wirkung gestaltpädagogischer Arbeitsweisen erleben, sowie die mögliche Umsetzung in die Unterrichtspraxis an einem Beispiel erfahren. |
2. Zusammenfassung der Inhalte |
2.1. „Erweiterung der Lehrerkompetenzen zum Umgang mit heterogenen Gruppen“ |
Die Arbeit im Workshop knüpfte an den früheren Erfahrungen in einem transnationalen Fortbildungsprojekt Comenius 3.2.. an.Das Pilotprojekt wurde in drei Phasen durchgeführt:
Zwischen den Phasen des Pilotprojekts trafen sich die Projektpartnerinnen und Projektpartner regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, zur weiteren Planung und zur Evaluation. Die Weiterführung des Projekts
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2.2.Praktische Übungssequenzen |
2.2.1.Übung zur Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit |
„Das wichtigste Curriculum ist die Lehrperson“ Werner Herzog, Erziehungswissenschaftler und Präsident der Lehrerbildung in BernDie Arbeit in kulturell, sozial, leistungsmäßig und sprachlich heterogenen Gruppen erfordert, dass Lehrerinnen und Lehrer ihre Einstellungen reflektieren, ihre Kompetenzen erweitern und Haltungen entwickeln, die für Lerngruppen und Unterricht förderlich sind.Die Ausbildung ist das Startkapital, aber sie reicht nicht aus, da insbesondere personale und soziale Professionalität sich erst im Berufsfeld entwickelt. Vonnöten sind:
Lernen heißt, neues Wissen mit bisherigem Wissen, mit Kenntnissen und Fähigkeiten zu vergleichen bzw. zu verknüpfen. Lehrerinnen und Lehrer haben innere Ressourcen z.B. die Vorbilder der eigenen Lehrpersonen. Es gilt, die erfolgreichen Modelle zu reaktivieren, frühere gute Erfahrungen zu „wieder zu beleben“, um sie für die eigene Arbeit nutzbar werden zu lassen. Einblick in unsere Arbeit (ein Ausschnitt) |
Impulse zur gelenkten Erinnerung Mit welcher Person verbinde ich die Erfahrung, dass mir Lernen und Lehren Freude macht?Gehen Sie in Ihrer Erinnerung in die Zeit zurück, in der Sie dieser Person begegnet sind.. Vergegenwärtigen Sie sich eine konkrete Situation in einer heterogenen Klasse, in der sie Unterrichtsstörungen erlebt haben, in der Lernen verweigert wurde, in der Sie Ausgrenzung und Integration beobachtet oder auch selbst erlebt haben…Wie hat sich die Person, von der Sie gerne gelernt haben, in dieser Situation verhalten? (Gesichtsausdruck, Geste..) Was hat sie gesagt, mit welcher Stimme? Wie fühlen Sie sich in dieser erinnerten Begegnung hier?Abschied und Zurückkommen |
Anschließend schrieben die Teilnehmerinnen, Teilnehmer einen Brief, einen Text oder ein Gedicht an die erinnerte Person und vertieften dabei ihre Erinnerungsbilder indem sie diese verbalisierten.In Kleingruppen tauschten sie sich aus und stellten Gemeinsamkeiten fest.
Sie sammelten drei für sie wesentliche Merkmale einer Lehrperson, die für sie ein positives Modell im Umgang mit Heterogenität ist. Ergebnisse im Plenum
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2.2.2. Unterrichtspraktisches Beispiel zum Umgang mit literarischen Texten |
Mehrdimensionalität und Intentionalität der Literatur bietet im Unterricht viele Impulse an, das Kognitive mit dem Affektiven und dem Sozialen zu verbinden. Literarisches Potential stellt eine Quelle dar, wie man die Fantasie entwickeln, eigene Erfahrungen und Emotionen einbringen, andere und sich selbst reflektieren kann. Dichterische Texte bieten dem Schüler einen großen Raum der Gestaltung – literarisch, musisch und zugleich kreativ. Die Schülerinnen, Schüler können ihre Person einbringen, indem sie die Botschaft des Textes aus ihrer Perspektive wahrnehmen, auf ihre Lebenserfahrungen und ihren Wissenshorizont beziehen und aus ihrer Sicht schildern. Dafür eignen sich neben dem Medium Sprache auch andere kreative Medien (Farbe, Zeichnungen, Töne,..), die einen fließenden Übergang von der Textrezeption zur Textproduktion ermöglichen. Zugleich werden die Schülerinnen, die Schüler für die verschiedensten Lebenssituationen, die auch in ihrem Leben eine Rolle spielen, sensibilisiert. Das folgende Gedicht lädt uns ein, eine Phantasiereise zu unternehmen.Heinz Janisch Auf der Schaukel Dieser lange, lange Nachmittag. Ich sitze im Garten, auf der Schaukel. Ich möchte davonfliegen, in den Himmel hinein. Einfach so.Und so kann man mit dem Gedicht arbeiten: |
1. Stunde
1. Der Lehrer schlägt vor, ein Assoziogramm zum Wort Phantasie zu machen. Das Ergebnis kann etwa so aussehen: 2. Jetzt liest jede Schülerin, jeder Schüler das Gedicht für sich selbst. 3. Die Lehrerin, der Lehrer schlägt vor, eine Phantasiereise zu unternehmen. 4. Nach einigen Minuten verlassen sie ihr Phantasieland, verabschieden sich von den neuen Bekannten, von der Natur, dem fremden Land, kehren in die Klasse zurück und öffnen die Augen. 5. Im nächsten Schritt visualisieren sie ihre Erfahrungen und zeichnen ihr Phantasieland. 6. Sie tauschen ihre Erfahrungen, ihre Eindrücke und Gefühle beim Zeichnen in Drei- oder Vierergruppen aus. Die Bilder werden in der Klasse aufgehängt. Die Schüler gehen durch den Raum und betrachten die Bilder. Sie unterhalten sich mit ihren Mitschülern darüber. 7. Anschließend tauschen die Schüler ihre Erfahrungen in der Gesamtgruppe aus. Der Lehrer ist bereit, ihnen zu helfen Als Hausaufgabe sollen sie das freie Erzählen über das gezeichnete Bild vorbereiten, eventuell ihre Bilder weiter ausgestalten. 2. Stunde 2. Dialogspiel in der Gruppe: Das Gespräch kann wohl so aussehen: 3. Abschlussdiskussion Beim mehrkanaligen Lernen öffnen sich viele Tore, durch die der Wortschatz in unser Gedächtnis Eingang finden kann. Bei diesem Prozess sind also alle Sinne für das Lernen eingespannt – darunter verstehen wir mehr als die Kombination von Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen, wir aktivieren dazu unsere Vorstellungen von Klängen, Rhythmen, Melodien, Farben, Geräuschen, Geschmack- und Tastempfindungen, Mimik und Gestik. Dank unserer Einbildungskraft können wir sie lebhaft wahrnehmen. Auf der Palette unserer Phantasie mischen wir Eindrücke, dadurch werden kreative Fähigkeiten entwickelt – gerade die Visualisierungstechnik bietet viele praktische Anwendungsmöglichkeiten. (Anhang ) |
3. Aspekte, die aufgegriffen und diskutiert wurden bzw. zu denen praktisch gearbeitet wurde |
Die erinnerte Begegnung mit der Lehrerpersönlichkeit aus der eigenen Schulzeit stärkte das Bewusstsein für ein Lernen am Modell. Die Teilnehmerinnen, Teilnehmer begrüßten diese Erfahrung.In der Arbeitssequenz mit literarischen Texten am Beispiel des Gedichts „Auf der Schaukel“ von Heinz Janisch wurde nachvollziehbar, wie die Schüler für den Unterrichtsstoff durch eigenes Handeln (bei der Verwendung der Visualisierungstechnik) sensibilisiert werden können.
In der Abschlussdiskussion wurde von den Workshopteilnehmern problematisiert, wie der Erwerb grammatikalischer Kenntnisse in Deutsch als Fremdsprache mit dem im praktischen Beispiel überbetonten affektiven Umgang mit dem Text vereinbart werden kann. Herausgestellt wurde bei dem gewählten Ansatz der Vorteil, dass Schülerinnen, Schüler im Interesse füreinander vorhandene Sprachbarrieren leichter überwinden und miteinander kommunizieren. Sprachliche, soziale, kulturelle und leistungsmäßige Heterogenität kann somit als Bereicherung und weniger als Störung empfunden werden. |
4. Fazit und Perspektive |
Unser Ansatz wurde durch die Arbeit mit der engagierten Teilnehmergruppe bestätigt. Im Kontext von interkultureller Bildung kann diesem in der Lehrerfortbildung weiterhin Raum gegeben werden. |
von Uscha Forster |
Die Tagung 2003 ist vorbei.
Wie immer gab es viele Anregungen in Vorträgen und Workshops.
…und natürlich ein tolles Fest.
Einen herzlichen Dank noch einmal an das Vorbereitungsteam!!!
Wir waren dort!