4.      Das, was wir anderen zu geben haben

Die Pfeile in unserer Schemagrafik verweisen darauf, dass dies ein Geben und Nehmen ist. Eine solche Gestaltpädagogik hätte sich nicht nur abzugrenzen, sie hätte auch viel einzubringen in das pädagogische, aber auch in das gesellschaftliche und politische Umfeld. Das wäre ein lohnendes neues Thema.

5.  Hat die Gestaltpädagogik eine Zukunft?

Dazu noch einmal Niclas Luhmann, diesmal aber vollständig: „Ein soziales System ist ein Zusammenhang sinnhaft aufeinander bezogener Handlungen, der gegenüber einer Umwelt abgegrenzt werden kann. Die Grenzziehung ist nicht nur eine Leistung der Theorie, sondern eine Leistung der Teilnehmer selbst.

Ich habe mein System der Gestaltpädagogik vorgestellt, will Sie aber nicht darauf festlegen. Andere betonen anderes. Wichtig aber ist, dass wir sagen und begründen können, warum wir uns Gestaltpädagogen nennen. Auch darin sind wir uns nicht einig: Hilarion Petzold ist längst davon abgerückt und nennt das Ganze „Integrative Pädagogik“. Heinrich Dauber beschreibt sie als „Humanistische Pädagogik“.

Gestaltpädagogik könnte dann eine Zukunft haben, wenn die Grenzziehung gelingt, wenn sie ein stimmiges System bildet, ein eigenständiges und überzeugendes Profil, das sie aus ihrem pädagogischen Umfeld - auch aus dem Umfeld der allgemeinen ‚Humanistischen Pädagogik‘ - heraushebt. Sonst wird sie in dieses Umfeld hinein zerfließen.

Grenzziehung ist nach Luhmannnicht nur eine Leistung der Theorie“. Sie ist es aber auch. Vielleicht brauchen wir weniger den Wust des Vielerlei und mehr theoretische Stringenz. Und er meint, es genüge nicht, wenn einige kluge Köpfe Bescheid wüssten. Grenzziehung sei „eine Leistung der Teilnehmer selbst“.

Für mich ist erstaunlich, dass wir trotz all der Unklarheiten und Unterschiede einen so großen Fundus an Gemeinsamkeiten haben. Es gibt durchaus eine gestaltpädagogische Identität,  eine Gestaltgemeinde.

„Gestaltpädagogik – was ist denn das?“ - so lautete unsere Eingangsfrage. Wenn diese Vielen nicht herumstottern: „Wie soll ich das erklären? ... Das ist schwer zu sagen ... ist sehr kompliziert ... Das hat irgendwie mit diesem und jenem zu tun, aber so genau weiß ich das auch nicht ...“ Wenn sie eine klare Antwort wissen, dann könnte die Zukunft vielleicht gelingen.

Fundstellen

(1)    Zitat aus Dahm, Luhmann, Stoodt in ‚Religion, System und Sozialisation‘, Darmstadt 1972, S. 11

(2)    Wolfgang Metzger, Psychologie, Darmstadt 1978, S. 5

(3)  Luhmann in ‚Soziologische Systeme‘, Frankfurt 1984, S. 92 -147

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