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Lernen in Institutionen ist
sekundär und eher marginal, denn Lernen ist eine Grundform menschlichen
Verhaltens, eine anthropologische Voraussetzung menschlicher Existenz.
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Deshalb sollten sich alle
Lernangebote als Stärkung und Ergänzung lebensweltlicher Zusammenhänge
verstehen. Sie sollten das selbstverantwortete Lernen stützen und
fördern.
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Die Adressaten sollen dabei
unterstützt werden, sich selbst im Lebensganzen verstehen zu lernen,
die Sinnstrukturen zu entdecken und mitzuteilen, sowie ihre bisherige
Lebensbewältigung zu würdigen. Sie sollen bei institutionellen
Lernangeboten ihre persönlichen Anknüpfungspunkte finden und
so ihre Lernwünsche entdecken. So werden sie in ihrem Selbstbewusstsein
und ihrem Lernwillen gestärkt.
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Der Beginn eines lebensweltorientierten
Lernprozesses sollte immer mit einer Selbstvergewisserung des eigenen
Könnens in einem Suchprozess in der Gruppe bestehen. Das dabei schon
Gelernte sollte schriftlich formuliert werden.
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Gute Alltagsbewältigung
ist sowohl Zielsetzung humanen Lernens als auch Voraussetzung für
fachlichen und beruflichen Kompetenzerwerb. Die Lernenden müssen
erleben, dass die Institution auf ihrer Seite steht und dass mit ihren
Lernerfahrungen fair und respektvoll umgegangen wird.
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Kognitive Lernangebote sind
in eine befriedigende soziale Situation und in Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung
einzubetten. Dazu müssen sich die Lehrenden der Gruppe "angenehm"
machen. Kognitive Lernprozesse werden zugleich mit Selbstfürsorge,
Gefühlswahrnehmungs- und Mitteilungsfähigkeit sowie Leistungsmotivation
entfaltet.
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Lehrende brauchen dazu Selbstkompetenz
wie differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit für den leiblichen
Ausdruck und die damit verbundenen Gefühle bei sich und bei den anderen,
für Gruppenatmosphäre und -stimmungen sowie dazu angemessenes
Verhalten, vielfältige Ausdrucksfähigkeit von Wahrnehmungen
und Gedanken, liebevolle Selbstpflege, realistische Einschätzung
der eigenen Fähigkeiten und Reaktionsmuster und Grundkompetenzen
in Arbeitsorganisation. Sie brauchen auch soziale Kompetenzen wie mit
anderen in einer Gruppe zu lernen, "sich angenehm zu machen",
Empathie und Selbstdistanz, Gestaltung von Arbeitsprozessen, Bereinigung
von Konflikten ohne Beschädigungen sowie Übung, mit Situationen
des Scheiterns umzugehen.
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Gestaltpädagogik hat
u.a. besondere Erfahrungen mit biographischer Selbstreflexion und kreativer
Symbolisierung. Erlebnisaktivierende biographische Arbeit hilft den Subjekten,
Sinnstrukturen, Entscheidungskontinuitäten und bedeutende Themen
im eigenen Leben zu entdecken, sich angenommen zu erleben, zu sich selbst
in ihrem Gewordensein mit allen Stärken und Schwächen eine Brücke
zu finden und so zu neuen Zielorientierungen zu gelangen.
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Die institutionellen Angebote,
insbesondere die kognitiven Lernangebote, sollten daher frei wählbar
und kombinierbar, offen, über Fernstudien und Internet angeboten
werden, die oben beschriebenen, komplexeren Lernaufgaben sollten in Form
von Blockseminaren in einer kontinuierlichen Lerngruppe von 1-2 Wochen
in einem Bildungshaus angeboten werden.
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Die Lehrenden sollten nur
solche Lernsituationen und Arbeitsformen weitergeben, die sie selbst erfahren
haben. Das erfordert regelmäßige Weiterbildung, um die Sensibilität
für Chancen, Missverständnisse, Verletzlichkeiten, Zuwendungen
und tiefreifende Lernerfahrungen im Umgang mit fremden Menschen zu verfeinern.